Eröffnung Sihlcity

Eine der wenigen guten Seiten dieses Bloggerlebens ist, dass man immer Zeit hat, selbst morgens um neun, wenn eigentlich nur Rentner, Hausfrauen und Arbeitslose unterwegs sind.

In der grossen Eventbloggingtradition dieses Blogs haben wir uns heute morgen quasi verpflichtet gefühlt, die Eröffnung des neuen Urban Entertainment Center (kein Scherz, so nennt man das, eine Art „Einkaufszentrum 2.0“) Sihlcity, das schon lange seine medialen Schatten vorausgeworfen hatte, live zu dokumentieren. Durch den medialen Dauerbeschuss wissen wir alle schon, dass hier in vier Jahren Bauzeit für 620 Millionen auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik an der Sihl, wo bis 1977 noch… und so weiter…

Jetzt ist es kurz vor 9 Uhr am Eröffnungstag, und wir sind da.

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Das Hinweisschild mit der beeindruckenden Liste rund 100 Shops, Gastronomiebetriebe und sonstigen Vergnügungsstätten, die im Sihlcity vertreten sind.

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Darauf, dass es das nun auch in Zürich gibt, habe ich mich wirklich gefreut: Vapiano, ein Franchising-Restaurantkonzept, das ich aus München kenne. Pizza & Pasta schnell und sehr gut.

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Urschweizerische Marken wie Starbucks sind selbstverständlich auch vertreten und verteilen gratis Kaffee und Muffins, was natürlich zu grossem Andrang führt.

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Cool: Die Abfahrtszeiten der nächsten Busse und Trams rund um Sihlcity aus dem neuen Fahrgastinformationssystem von VBZ und ZVV (wurde auch schon in den Cobra-Trams installiert und gebloggt).

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Um Punkt neun Uhr, als die Türen aufgehen, ballen sich davor tatsächlich 300 Leute, um als erste drin zu sein (ähm, wir sind 301 und 302 und natürlich nur aus dokumentarischem Interesse so weit vorn).

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Und es wird auch alles getan, um einem zu suggerieren, dass dies ein wichtiges Ereignis ist: Schweizer Fernsehen (oben) und Presse (unten) berichten. Mich müssen sie jetzt rausschneiden, weil ich zurückfotografiert habe. Überhaupt ist fast kein Besucher ohne Digicam unterwegs.

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Was an diesen Sitzgelegenheiten der Witz sein soll, muss mir noch jemand erklären. Sie stehen komisch hoch; zum Sitzen muss man sie erst runterklappen. Im Tagesanzeiger von heute (S. 15) sieht man allerdings Stadtpräsident & Co. auch schon draufsitzen (und im Bild Lea).

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Blick nach oben: auf verschlungenen Pfaden und Treppen geht es der Kuppel entgegen, wobei wir uns natürlich fragen, was uns dort oben wohl erwartet.

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Der absurdeste Anblick: Um 9:05 Uhr sind im Coop alle 16 Kassen besetzt – aber noch kein einziger Kunde anwesend.

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Die Beschriftung erinnert mich an die berühmt-klassische Typographie am Flughafen Zürich.

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Der grösste Anziehungspunkt war natürlich der Mediamarkt, und dort das aktuelle Tele2-Angebot, das morgens gross im 20 Minuten beworben war: SonyEricsson K300i für CHF 49.- mit Tele2-Prepaid-Karte ohne Vertragsbindung.

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Dutzende von Ausländern Mitbürgern jedweder Provenienz, die morgens schon frei haben, drängen sich um die Tele2-Mitarbeiterinnen. Es waren wirklich Dutzende, denn man sieht hier nicht die, die auf jeder horizontalen Fläche im Umkreis von 10 m die Antragsformulare ausfüllen. Wir kaufen natürlich auch eins und schreiben bald einen Testbericht bei neuerdings.com.

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Nichts mit Sihlcity zu tun hat die Wii von Nintendo, die ich aber immer schon mal ausprobieren wollte. Schon nach kürzester Einspielzeit spiele ich hier eine Winner-Topspin-Rückhand. Wenn ich mir morgen früh eine Gamekonsole kaufen würde (morgen ist Verkaufsstart der Playstation 3), würde ich die Nintendo Wii für CHF 359.- mit Tennis kaufen und nicht die Playstation 3 für 899.- ohne Spiel.

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Immer wieder stehen die Leute Schlange. So auch bei s.Oliver, wo man einen draussen erhaltenen Flyer scannen lassen kann, um einen Gutschein zu gewinnen. Der Witz: Jeder gewinnt mindestens 10.-, man muss aber für 50.- kaufen. Sowas gibt’s anderswo auch ohne Anstehen.

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Man weiss nicht genau, was die Mädels mit dem Sihlcity zu tun haben (ich hab’s jedenfalls nicht kapiert, Lea schon: Die Mützen sind der Schornstein), aber ihre Kostüme sitzen wirklich gut.

Fazit: Urban Dingsda hin oder her, Sihlcity ist eigentlich ein ganz normales Einkaufzentrum, allerdings ein recht schönes, grosses, luftiges (am kommenden, verkaufsoffenen Sonntag möchte ich trotzdem nicht dort sein). Ich freue mich wie gesagt vor allem über das Vapiano und über den neuen Mediamarkt 11 Tram-Minuten vom Büro entfernt.

Was mich immer fasziniert an solchen eigentlich eher unwichtigen Ereignissen: Dinge, die früher einfach über die Bühne gingen und von denen man dann nach und nach mal Kenntnis genommen hat, werden heute im voraus mit gewaltigem PR- und Werbegetrommel zum grossen „Event“ hochstilisiert, fast mit Volksfestcharakter – und tatsächlich machen alle mit. Inklusive uns.

5 Gedanken zu „Eröffnung Sihlcity“

  1. Glücklicherweise haben wir Dich lieber Peter. Sonst würden wir Arbeitstiere gar nichts mehr ausserhalb der 10m2-Bürowelt mitbekommen. Ja ich weiss, komme mir jeweils auch vor wie die Maus im Käfig. Ob wohl Sihlcity noch ein Plätzchen im Zoo für mich hat…

  2. Ich denke, bei den Sitzen soll einfach der Witz sein, daß unser Auge und unser Gefühl für Verhältnisse(Goldener Schnitt) uns sagt: So lang wie das Ding ist, müßte es doch sowieso an beiden Enden aufliegen. Möglicherweise ist im eigentlichen Aufliegeteil sogar Blei, da man ja weiß, daß Blei besonders schwer ist!

  3. Das kann gut sein. Dass es komisch wirkt und daher irgendwie lustig ist. Ich guck nochmal, wenn ich da bin, ob da wohl was Schweres drin ist.

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